Der Cologne Pride 2025 fühlte sich dieses Jahr anders an. Es ging nicht nur um bunte Farben, Musik und Tanz—auch wenn all das in voller Pracht vorhanden war. Es ging um etwas Tieferes. Weniger um emotionale Nostalgie und mehr um Aktion, darum, sich klar und laut gegen die Vorstellung zu stellen, dass Homophobie, Transfeindlichkeit oder irgendeine Form von Diskriminierung in unserer Gesellschaft noch akzeptabel sind.

Die Menge hatte eine neue Energie. Eine Art freudiger Trotz. Natürlich gab es Liebe und Lachen, aber auch Entschlossenheit. Dieser Pride hatte eine klare Botschaft. Protestschilder standen neben Regenbogenfahnen. Sprechchöre hallten durch die Straßen. Die Menschen marschierten nicht nur—sie forderten Veränderung.

Als ich durch die Straßen von Köln ging, umgeben von Tausenden von Menschen, wurde mir eines klar: Ich habe mich verändert, und auch meine Beziehung zu dieser Stadt. Köln ist nicht mehr nur ein Ort, an dem ich lebe. Es ist mein Zuhause geworden. Eine Stadt, in der ich mich frei, verstanden und sicher fühle. Eine Stadt, in der ich wachsen kann, in der ich mich weiterentwickeln möchte—sowohl persönlich als auch beruflich. Köln hat mich auf eine Weise aufgenommen, die ich nie erwartet hätte. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit ist stark.

Was den diesjährigen Pride für mich noch besonderer machte, war das Wiedersehen mit meinem Freund mitten in all dieser Energie. Es war ein spontanes, emotionales Wiedersehen. Inmitten des Lärms und der Feier fanden wir uns, und diese eine lange, feste Umarmung war alles, was ich in dem Moment brauchte. Es brauchte keine großen Worte. Unsere Augen sagten alles. Wir waren da. Wir waren stolz. Wir waren Teil von etwas Größerem.

Und als wir gemeinsam weiterliefen, sah ich etwas, das mein Herz noch mehr erfüllte: Heterosexuelle Menschen, die mit uns marschierten. Freunde, Geschwister, Eltern und völlig Fremde, die sich nicht als LGBTQIA+ identifizieren, aber trotzdem da waren—jubelnd, mit Schildern, mit Regenbogen im Gesicht, mit erhobenen Stimmen. Nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Protestieren. Ihre Anwesenheit sendete eine klare Botschaft: Allianzen sind nicht passiv. Sie sind laut, sichtbar und notwendig.

Hetero-Allies zu sehen, die sich ehrlich engagieren—nicht für Social Media oder als Pflichtübung, sondern weil sie wirklich etwas verändern wollen—das gibt mir Hoffnung. Wenn man einen Vater sieht, der seinen kleinen Sohn auf den Schultern trägt, beide mit Regenbogenumhängen; wenn man eine Gruppe heterosexueller Teenager lautstark „Liebe ist Liebe!“ ruft; wenn ältere Paare auf ihren Balkonen stehen und Schilder mit „Kein Pride ohne Protest“ hochhalten—dann weiß man, dass diese Bewegung wächst. Und das ist wunderschön.

Aber nicht alle sehen das so. Es schmerzt immer noch, wenn Pride als „Zirkus“ verspottet oder diejenigen verhöhnt werden, die für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung kämpfen. Solche Kommentare mögen klein erscheinen, aber sie zeigen, wie weit wir noch gehen müssen. Genau deshalb war der diesjährige Pride so wichtig. Er hat uns daran erinnert, dass der Kampf nicht vorbei ist—nicht, bis LGBTQIA+-Menschen überall sicher, respektiert und akzeptiert sind. Nicht nur in Köln, sondern in jeder Stadt, jeder Schule, jedem Arbeitsplatz, jeder Familie.

Der Cologne Pride 2025 war mehr als eine Party. Er war ein Statement. Eine laute, bunte, kompromisslose Erklärung: Wir sind hier, wir zählen, und wir gehen keinen Schritt zurück. Er hat mir gezeigt, dass ein Zuhause nicht nur ein Ort ist, an dem man lebt—sondern ein Ort, an dem man gesehen, gefeiert und unterstützt wird. Und ich wünsche mir, dass auch andere—besonders die, die sich nirgends zugehörig fühlen—wissen, dass es solche Orte gibt. Orte, an denen Vielfalt nicht nur geduldet, sondern geliebt wird. Wo es kein Risiko ist, man selbst zu sein—sondern ein Recht.

Ich möchte, dass die Menschen Köln—und Deutschland—so sehen, wie ich es jetzt tue. Als Ort der Möglichkeiten, des Fortschritts und des Stolzes. Ein Ort, an dem „anders“ kein Makel, sondern eine Stärke ist. Ein Ort, an dem Pride nicht nur einmal im Jahr stattfindet, sondern jeden Tag gelebt wird.

Denn Pride ist kein Zirkus.


Pride ist Mut.


Pride ist Gemeinschaft.


Pride ist Zuhause.