Affenpocken

Definition

Bei Affenpocken (auch: Affenpockenkrankheit) handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die durch das Affenpockenvirus verursacht wird. Affenpockenviren sind mit den klassischen Menschenpockenviren und den Kuhpockenviren verwandt. Bisher waren die Affenpocken in West- und Zentralafrika verbreitet.

Natürliche Wirte dieses Virus sind verschiedene Nagetiere, als Fehlwirt namensgebend auch Affen.

Die Erkrankung ist auch auf den Menschen übertragbar (Zoonose) und löst eine fieberhafte, pockenähnliche Erkrankung aus, die aber in der Regel deutlich milder als die Pocken verläuft. Schwerere Krankheitsverläufe können jedoch ebenfalls auftreten. Eine Schutzimpfung ist verfügbar und reduziert das Risiko eines Krankheitsausbruchs bzw. mildert den Krankheitsverlauf ab. Insgesamt ist die Prognose daher als günstig zu bewerten. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken (Variola) verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder, die Erkrankung heilt in der Regel von alleine und die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger Wochen.

Allerdings können bei einigen Betroffenen, vor allem bei Personen mit geschwächtem Immunsystem oder Kindern, auch schwere Verläufe auftreten.

Windpocken sind Varizellen und gehören zu den Herpesviren. Sie werden durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst. Wenn sie einmal im Körper sind, können sie auch Jahre später noch in Form einer Gürtelrose (Herpes Zoster) reaktiviert werden. Affenpocken gehören zu den „klassischen“ Pockenviren (Orthopox variolae).

Seit Mai 2022 werden vermehrt Fälle auch in Ländern registriert, in denen die Erkrankung vorher nicht vorgekommen ist, darunter auch in Deutschland. Das Besondere daran ist, dass die Betroffenen zuvor nicht, wie es sonst bei Erkrankungsfällen in der Vergangenheit war, in Länder gereist waren, in denen das Virus endimisch ist, und dass viele Übertragungen offenbar im Rahmen von sexuellen Aktivitäten erfolgt ist.

 

Ansteckung / Übertragung

Im aktuellen Ausbruch wird die Übertragung von Mensch zu Mensch vor allem bei engen Kontakten beobachtet, insbesondere im Rahmen sexueller Aktivitäten. Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch den direkten Kontakt mit den typischen Haut- bzw. Schleimhautveränderungen, den sog. Pockenläsionen. In den Pockenläsionen befinden sich besonders hohe Viruskonzentrationen. Sowohl Bläscheninhalt als auch der Schorf sind infektiös.

Die Eintrittspforte für das Virus sind häufig kleine Hautverletzungen sowie insbesondere alle Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus), und möglicherweise auch der Respirationstrakt. Infizierte sind ansteckend, solange die Läsionen nicht vollständig abgeheilt sind (in der Regel zwei bis vier Wochen lang). Es ist zu beachten, dass Läsionen auf Schleimhäuten von außen meist nicht sichtbar sind.

Eine Übertragung über kontaminierte Gegenstände wie z.B. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder in speziellen Fällen durch Oberflächen, die durch den Kontakt mit infektiösem Schorf oder Pockenbläscheninhalt einer infizierten Person mit dem Virus kontaminiert wurden, wurde bisher vor allem in Endemiegebieten beschrieben. Bisher liegen keine Hinweise dafür vor, dass dieser Übertragungsweg im aktuellen Ausbruch eine größere Bedeutung hätte.

Mpox-/Affenpockenviren sind – in geringerer Konzentration als in den Hautveränderungen – auch in Rachenabstrichen nachweisbar. Auch können Viren ausgehend von Pockenläsionen im Mund in den Speichel gelangen. Eine Übertragung durch große respiratorische Tröpfchen bei nahem Kontakt von Angesicht zu Angesicht, z. B. bei einem Gespräch, ist deshalb vorstellbar. Zweifelsfrei belegt sind solche Tröpfchenübertragungen bislang nicht. Eine Übertragung über ausgeatmete Aerosole über größere Distanzen erscheint demgegenüber unwahrscheinlich und bisher finden sich dafür keine Hinweise. Es gib bislang auch keine Hinweise, dass Affenpockenviren vor Symptombeginn übertragen werden können.

Ob die Viren zusätzlich zum reinen Hautkontakt auch auf direktem sexuellen Übertragungsweg (z.B. durch Kontakt mit Samenflüssigkeit) verbreitet werden können, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt, scheint aber möglich.

In Endemiegebieten kann es auch zur Übertragung vom Tier auf den Menschen kommen. Hier sind nicht Affen, sondern vermutlich Nagetiere das Reservoir (Affen können aber auch ähnlich wie der Mensch als Fehlwirte infiziert sein). Die Übertragung kann hier z.B. durch Kontakte zu infizierten Tieren (Bisse, Sekrete und Exkremente, enger Umgang, Tierkörper bei der Jagd, Kontakt zu Material, das mit Viren kontaminiert ist) oder durch die Handhabung vom Fleisch infizierter Tiere kommen.

Um das Risiko, an Mpox/Affenpocken zu erkranken, zu senken, sollte Hautkontakt minimiert und insbesondere keine Ausschläge oder Wunden berührt werden. Bei sexuellen Kontakten ist die Wahrscheinlichkeit der Übertragung deutlich erhöht. Personen können ihr Risiko senken, wenn sie die Zahl der Sexpartner und/oder Sexpartnerinnen reduzieren. Orte, an denen wenig oder gar keine Kleidung getragen wird und Körperkontakte stattfinden wie Darkrooms, Saunen oder Sex-Clubs bergen ebenfalls ein erhöhtes Infektionsrisiko. Kondome können das Infektionsrisiko verringern, indem sie den direkten Kontakt mit Schleimhautveränderungen, insbesondere im Anus verhindern.

Personen mit Mpox-/Affenpocken-Infektion sollten auf jeglichen Sex (oral, anal) verzichten, solange ein Übertragungsrisiko besteht. Darüber hinaus sollten Personen nach einer Infektion nach Abheilen aller Läsionen für acht Wochen Kondome beim Sex benutzen, da das Virus auch noch eine Zeitlang in der Samenflüssigkeit vorhanden sein könnte.

In der Literatur wird die Inkubationszeit von Mpox/Affenpocken von 3 bzw. 4 Tagen (untere Grenze) bis maximal 21 Tage angegeben. Im aktuellen Ausbruch wurden auch kürzere Inkubationszeiten von ein bis drei Tagen beobachtet, der Median lag bei 7 Tagen.

Kondome können das Infektionsrisiko verringern, indem sie den direkten Kontakt mit Schleimhautveränderungen, insbesondere im verhindern. Es gibt zudem Hinweise, dass auch in der Samenflüssigkeit vermehrungsfähiges Virus vorkommen kann. Deswegen sollten Personen mit einer Mpox/Affenpocken-Infektion auch nach Abheilen aller Läsionen acht Wochen lang beim Sex ein Kondom verwenden.

Allerdings kann jede Berührung von Hautveränderungen einer infizierten Person zu einer Übertragung führen, unabhängig davon, an welcher Stelle des Körpers sie sich befinden, sofern man sie mit der eigenen Haut berührt. Insofern können Kondome das Risiko einer Ansteckung zwar verringern, aber nicht ausschließen.

 

Symptome

Die Symptome der Affenpocken ähneln einer Pockeninfektion. Sie verlaufen in der Regel aber deutlich milder. Nach einer Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome) zwischen 3 Tagen und bis zu drei Wochen stellen sich als erste Symptome der Affenpocken grippeähnliche Beschwerden ein. Dazu gehören:

  • Fieber (plötzlich, bis 40 Grad)
  • Starke Kopfschmerzen
  • Starke Gliederschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Abgeschlagenheit (Müdigkeit)

Weitere Symptome von Affenpocken

  • Schleimhautgeschwüre (vor allem in Mund und Rachen)
  • Bindehautentzündungen
  • Schmerzhafte Hautveränderungen im Genitalbereich
  • Narbenbildung

Hautausschläge bei Affenpocken

Die für Pocken typischen Hautausschläge entwickeln sich in der Regel wenige Tage nach dem Einsetzen der ersten Symptome. Die Ausschläge beginnen meistens im Gesicht und breiten sich auf den ganzen Körper aus. Dabei verlaufen die Ausschläge in vier Stadien:

  • Macula: Hautflecken und Hautrötungen
  • Papula: knötchenartige Hautveränderungen
  • Vesicula: Bildung von mit Flüssigkeit gefüllten Hautblasen
  • Pustula: Die Hautblasen füllen sich mit Eiter, platzen und fallen ab.

Einige Menschen haben jedoch keine allgemeinen Krankheitssymptome. Charakteristisch sind die teils sehr schmerzhaften Hautveränderungen, welche die Stadien vom Fleck bis zur Pustel (Macula, Papula, Vesikula und Pustula) durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen.

Hautveränderungen bei Affenpocken im Zeitverlauf

Quelle: Antinori A, 2022/Eurosurveillance

Der Ausschlag kann – wie oft im aktuellen Ausbruch zu sehen – im Genital- oder Analbereich, aber auch anderen Stellen wie an den Händen, Füßen, der Brust oder dem Gesicht auftreten. Die Haut- und Schleimhautveränderungen können auch im Mund und an den Augen gefunden werden. Diese Hautveränderungen halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab, wobei es allerdings zu Narbenbildung kommen kann. Komplikationen durch bakterielle Superinfektion der Hautläsionen sind möglich. Eine Manipulation der Hautläsionen, z B. das Aufkratzen oder Aufstechen kann sowohl das Risiko von Superinfektionen als auch der Übertragbarkeit erhöhen.

Sollten Sie den Verdacht haben, an Affenpocken erkrankt zu sein, suchen Sie auf jeden Fall einen Arzt auf, um das genau diagnostizieren zu lassen.

Zu den Komplikationen insbesondere in endemischen Ländern gehören Hirnentzündung, bakterielle Hautinfektionen, Flüssigkeitsverlust, Bindehaut-, Hornhaut- und Lungenentzündung. Schwere Krankheitsfolgen sind in der Regel entstellende Narben und bleibende Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust und Tod.

In Zentral- und Westafrika haben in den letzten Jahren nach Angaben der WHO etwa 3 – 6 % der gemeldeten Fälle zum Tod geführt. Angesichts einer wahrscheinlichen Untererfassung von Fällen mit milderen Verläufen dürfte die tatsächliche Letalität darunter gelegen haben. Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der virulenteren zentralafrikanischen Virusvariante (Klade I) infiziert waren, beobachtete man in früheren Ausbrüchen eine Fallsterblichkeit von bis zu 11%. Die westafrikanische Variante (Klade II) scheint mit einer deutlich geringeren Fallsterblichkeit einherzugehen.

 

Schutz / Isolation / Dauer

Es gibt in der EU keine spezielle Impfung gegen Affenpocken. Aufgrund der Virusähnlichkeit gelten aber Impfstoffe gegen echte Pocken als geeignet zur Vorbeugung von Affenpocken. Das „Modifizierte Vacciniavirus Ankara“ (MVA) ist ein solcher Impfstoff. Er wird aus abgeschwächten Kuhpockenviren hergestellt

Die Antikörper gegen Windpocken wirken nicht gegen Affenpocken und umgekehrt. Jedoch schützt nach aktuellem Kenntnisstand eine „echte“ Pocken- Schutzimpfung auch gegen das nah verwandte Affenpocken-Virus. Dies liegt an der sogenannten Kreuzimmunität.

Man kann davon ausgehen, dass ein guter Basisschutz gegenüber Mpox/Affenpocken bereits ab 14 Tagen nach Verabreichung der 1. Impfstoffdosis besteht. Die 2. Impfstoffdosis dient insbesondere dazu, die Dauer des Impfschutzes zu verlängern. Immunologische Studien haben gezeigt, dass der durch eine 1. Impfung vermittelte Immunschutz ab 2 Jahren nach Impfung nachlässt und dann eine 2. Impfstoffdosis für einen dauerhaften Impfschutz erforderlich ist. Die zweite Impfstoffdosis sollte nachgeholt werden, sobald ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Einschränkend muss man jedoch festhalten, dass eine Impfung aus verschiedensten Gründen niemals einen 100%-igen Schutz vor einer Erkrankung vermittelt.

Aber:     Jede Impfung ist besser als keine Impfung und bietet immerhin einen guten Schutz.

Wenn bei Ihnen eine Affenpocken-Infektion festgestellt wurde, kann möglicherweise eine häusliche Isolierung empfohlen oder behördlich angeordnet werden. Dies in Abhängigkeit von der Lokalisation der Haut- bzw Schleimhautläsioen (nicht-abdeckbare Läsionen) oder beim Auftreten von Allgemein -oder Atemwegssymptomen.

Die Isolation dauert, bis Schorf und Krusten abgeheilt sind bzw. abfallen, jedoch mindestens 21 Tage. Eine Kondomnutzung für 8 Wochen nach Ende der Isolation wird empfohlen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat dazu einen Flyer für Patient/-innen und Haushaltsangehörige (Stand: 13.02.2023) veröffentlich. Einfach auf den unten stehenden Link klicken.

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken/Isolierung.pdf?__blob=publicationFile

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Bericht einen kleinen Überblick über die Affenpocken gegeben zu haben. Dieser Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt auch keinen ärztlicher Ratgeber dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte auf jeden Fall an einen Arzt oder eine fachliche Beratungsstelle, wie zum Beispiel die AIDS-Hilfe.